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Bis zu meinem Gesprächstermin in der Bank habe ich noch etwas Zeit. Natürlich hätte ich dort auch im Vorraum warten können bis es so weit ist. Aber ich warte lieber draußen auf dem großen Vorplatz. Ich zünde mir eine Pfeife an. Es ist kalt aber die Sonne scheint. Also versuche ich mich so zu stellen, dass ich direkt in der Sonne stehe und ich ihre Wärme spüren kann.

Gedankenverloren sehe ich dem Rauch meiner Pfeife nach. Eine ältere Frau läuft eilig an mir vorüber und schaut dabei wie es mir scheint verwundert zu mir herüber. Darauf sehe ich mich um und merke, dass die wärmenden Strahlen der Sonne mich an einen Platz gelockt haben, wo man nicht unbedingt steht. Ich kann nicht so tun, als ob ich in die Schaufenster der Geschäfte sehe. Dazu sind sie zu weit entfernt, ebenso wie die Sitzbänke. Fast stehe ich schon auf dem Weg, der die Autos zu den Parkplätzen führt. Für die Vorbeieilende mag mein Standpunkt mit Recht merkwürdig gewesen sein, für mich dagegen wegen der Sonne genau richtig.

Für mich ist diese kleine Szene wie ein Bild für den Glauben. Wenn man sein Leben nach Gott ausrichtet, dann hat man zuweilen in den Augen der anderen auch einen etwas merkwürdigen Standpunkt, manchmal auch einen sogar jenseits von dem, was üblich zu sein scheint. Und trotzdem ist im Leben immer genau das der richtige Standort, an dem wir Gottes Nähe und Wärme spüren können.

Und damit wäre dann auch die Frage aus der Überschrift beantwortet: Warum steh ich hier? Antwort: Weil Gott es so will und er mir genau an diesem vielleicht etwas ungewöhnlichen Ort jenseits des Mainstreams besonders nahe ist.

H. Wensch, Februar 2019

 

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