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Für mich als Kind waren sie manchmal sehr lang, die Sonntage, denn Sonntage, das waren Familientage. Da durfte ich mich nicht mit Freunden treffen. Zwar war der Sonntag gut strukturiert. Er begann mit der Sonntagskleidung, auf die man ständig achten musste. Dann kam der Kirchgang, gelegentlich ein Ausflug. Und alles, war umrahmt von besseren Mahlzeiten als an normalen Tagen. Sonntage waren immer besonders aber gleichzeitig auch zäh und lang.

Heute ist das irgendwie anders. Ein freier Tag vergeht quasi wie im Flug. Am frühen Morgen freue ich mich noch über die viele Zeit, die vor mir liegt und die wie ein Geschenk nur für mich da zu sein scheint. Ich überlege, was ich tun und lassen kann und merke dann am Abend, dass ich nur wenig von all dem tatsächlich geschafft habe, weil die Zeit dazu nicht reichte. Und dann wird mir klar, wie wertvoll die Zeit eigentlich ist, die mir gegeben ist. Und ich weiß, wie verschwenderisch ich als Kind mit meiner Zeit war, wenn ich sie sonntags totschlug, indem ich eigentlich auf den Western wartete, der am frühen Abend im Fernsehen lief.

Heute möchte ich nicht mehr verschwenderisch mit der Zeit am Sonntag umgehen. Ich möchte jede Stunde dankbar annehmen als ein Geschenk an mich und ich möchte sie füllen mit Ruhe, mit Freude, mit Dankbarkeit. Da, wo das gelingt ist der Sonntag nicht nur ein freier Tag, sondern er wird zum Feiertag, zu einem Festtag. Und als solchen hat ihn Gott geschaffen und uns geschenkt, damit wir an ihm dankbar Gott und das Leben feiern können.

H. Wensch, Mai 2019

 

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