Manchmal kommt mir ein Bild in den Sinn, das mich bis heute berührt. Mir gegenüber auf dem Sofa sitzt ein kleines Mädchen. Es blättert in einem Spielzeugkatalog. Völlig versunken betrachtet es sich Seite für Seite. Gelegentlich huscht ein glückliches Lächeln über das Gesicht. Fast kann ich ahnen, dass es wie im Traum ein Spielzeug in den Händen hält, von dem wir beide wissen, dass das Mädchen dieses Spielzeug wohl nie besitzen wird. Aber trotzdem lächelt es glücklich bei dem Gedanken, dass es ihr gehören könnte.
Das kleine Mädchen, meine Tochter, ist nun schon längst eine junge Frau geworden und sicherlich ist sie alles andere als eine Träumerin.
Und doch will mir ihr kindlicher Spielzeugtraum von damals nicht aus dem Sinn, denn ihr Lächeln hat mir gezeigt, dass Träumen glücklich machen kann.
Eigentlich tragen ja auch wir Christen so etwas wie einen Traum in uns. Wir träumen von einer friedlichen und heilen Welt, die voll und ganz getragen ist von der Liebe Gottes zu uns Menschen. Wir träumen von einer Welt wie sie sein könnte und wissen doch, dass sie nicht so ist. Das scheint eigentlich eher ein Grund zum Klagen zu sein. Aber das lächelnde kleine Mädchen von damals sagt mir: „Freue dich an deinem Traum und halte das, was du darin siehst, für einen Augenblick fest als wäre es dein Besitz.“
Da wo uns das gelingt, tragen wir eine tiefe Freude in uns über das, was Gott uns schenken will. Und dann vermischen sich Traum und Wirklichkeit zum festen Vertrauen darauf, dass Gott das wahr werden lassen wird, wovon wir jetzt nur träumen können.
H. Wensch, September 2019
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