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Manchmal sind es ganz nebensächliche Dinge, die zu einem leuchtenden Stern werden, der einen wegruft von dem, was bis dahin vertraut war.

So ein Stern war damals für mich als Jugendlicher eine alte recht abgenutzte Familienbibel, die ich von meinen Großeltern geerbt hatte.

Lange lag sie ungenutzt als Schmuckstück auf der Ablage in meinem Schrank, eben weil sie für mich durch ihr Alter einen gewissen Wert hatte.

Doch irgendwann begann die alte Bibel wie ein Stern für mich zu leuchten. Durch Zufall fiel mir beim Durchblättern auf, dass meine Großeltern Verse, die ihnen wichtig waren, unterstrichen hatten. Bald stellte ich fest, dass gerade diese Verse auch in mein Leben hinein sprachen.

Wenn das geschah, erschien mir Gottes Wort wie eine Brücke zu sein, die die Gedanken meiner Großeltern mit den meinen verband. Worte aus der Bibel, die ihnen vor Jahren, vielleicht zu Kriegs- oder Krisenzeiten wichtig gewesen waren, leuchteten auch jetzt noch wie ein heller Stern in mein eigenes Leben.

So entschloss ich mich, diesem Stern zu folgen. Mein Alltag veränderte sich dadurch, dass das Lesen in der alten Bibel fortan zu seinem festen Bestandteil wurde. Eigentlich hatte ich nur den Spuren meiner Großeltern folgen wollen und entdeckte nun die Spuren Gottes in meinem Leben.

In meiner alten Bibel steht mit feinem Bleistift unterstrichen „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“ (Psalm 119, 105). Und beim Lesen denke ich, sein Wort ist wie Stern, der uns sicher führt. Das war damals bei meinen Großeltern so und gilt auch für uns heute noch.

Meine alte Bibel liegt übrigens wieder mehr als Schaustück auf meinem Tisch. Ich schone sie lieber bevor sie ganz auseinander fällt. Und doch denke ich, wenn ich sie mir ansehe, gerne an die Sternenzeit, die mit ihr begonnen hat, zurück. Und ich weiß, selbst wenn der Zahn der Zeit weiter an ihr nagt, hört Gottes Wort nicht auf, für uns zu leuchten.

H. Wensch, März 2020

 

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