Seit 27.04.2020 gilt sie nun auch in Niedersachsen, die Maskenpflicht wegen Corona. Ich gebe zu, dass ich mich lange dagegen gesträubt habe. Ich mag halt keine Masken. Nun ist diese Maßnahme natürlich sinnvoll, zumal sie ja an anderer Stelle einige Lockerungen mit sich bringt. Und mal ehrlich, tragen wir nicht auch so schon, ganz ohne Maskenpflicht, genügend Masken vor uns her?
Da fragt mich jemand freundlich bei einer zufälligen Begegnung, wie es mir geht. Dabei will er keine genaue Beschreibung meines gesundheitliches Zustandes hören, auch nichts von dem, was mich gerade beschäftigt oder sorgt. Er erwartet nur eine bestimmte Antwort von mir. Also setzte ich eine Maske des Lächelns auf und sage: „Mir geht es gut“, obwohl das in dem Moment vielleicht gar nicht stimmt. Das ist ein einfaches Beispiel für eine der vielen Masken, die wir uns täglich aufsetzen. Wenn man ein wenig weiter darüber nachdenkt, wird man unzählige andere Masken entdecken, die man aufsetzt, um höflich zu sein oder um einer bestimmten Situation gerecht zu werden. Überspitzt kann man sagen, dass in diesem Sinne im Umgang mit anderen schon immer eine gewisse Maskenpflicht bestanden hat, der man sich wie selbstverständlich unterzieht.
Was mich bei diesen Gedanken tröstet ist die Tatsache, dass vor Gott keine Maskenpflicht besteht. Ihm kann ich sagen, wie es um mich steht. Er will bei mir sein in meiner Freude und in meinem Leid. „Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir“, das wünschen wir uns beim Segen zum Schluss eines Gottesdienstes. Das heißt, von Angesicht zu Angesicht dürfen wir im Gebet vor Gott treten und dabei alle Masken, die uns das Leben auferlegt, ablegen. Das zu wissen, macht jede andere Maskenpflicht erträglich.
H. Wensch, April 2020
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