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Wir alle erinnern uns an die großen historischen Momente, die wir erlebt haben und wir haben die Bilder vor Augen, die die Medien dazu veröffentlicht haben. Seien es die Bilder vom Fall der Mauer in Berlin oder seien es die Bilder von leeren Fußgängerzonen oder Menschen mit Mund- und Nasenschutz zu Zeiten des Coronavirus.

Seit es die technischen Möglichkeiten dazu gibt, gehören zu großen Momenten anscheinend Fotos und Bilder unausweichlich dazu. Das gilt im öffentlichen und im privaten Leben gleichermaßen. Und selbst davor hat man versucht, große Momente durch Gemälde zumindest nachzustellen. Man sollte meinen, dass heute mit den Kameras in unseren allgegenwärtigen Smartphones jeder wichtige Augenblick als Foto festgehalten werden kann. Und doch gibt es entscheidende Momente, die man beim besten Willen nicht fotografieren kann. Dabei sind sie oft wichtiger als jeder große historische Moment, weil man persönlich von ihnen berührt wird.

Ich denke an ein Kind, das ein Geschenk für seine Mutter kauft und beim Gedanken an deren Freude darüber glücklich lächelt. Das zu sehen, hat mich angerührt. Aber es hätte keine Möglichkeit gegeben, die Szene als Foto festzuhalten. Ich denke an freundliche oder wichtige Worte. Sie haben mich gestärkt oder sogar mein Leben mehr geprägt als jedes historische Ereignis und doch gibt es kein Bild davon außer in meinem Gedächtnis. Solche Momente gehören immer nur dem, der sie gerade erlebt. Sie sind ein Geschenk Gottes für den Augenblick und doch können sie manchmal ein Leben lang nachwirken. Man trägt ein Bild von ihnen in seinem Herzen, das man sonst niemanden zeigen kann. Wir können das, was uns in diesem Sinne angerührt hat, nur zeigen, indem wir es selber leben. Wenn wir das tun, dann ist das vielleicht doch wie ein Bild, das wir zeigen, ein Bild davon, dass Gott in unserem Leben wirkt und es bewegt.

H. Wensch, Mai 2020

 

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