Zwei Geschichten

Vermutlich werde ich mich in diesem Jahr nicht sonderlich über meinem Weihnachtsbaum freuen können. Dabei ist es ein schöner Baum. Er hat einen geraden Stamm und keine kahlen Stellen. Und ich habe ihn sogar umsonst bekommen. Genau darin liegt allerdings auch mein Problem.

Der kleine Baumarkt in unserem Ort hat all die Weihnachtsbäume, die er vor dem Lockdown nicht hat verkaufen können, zum Mitnehmen auf seinen Parkplatz gestellt. Von da hat meine Tochter den Baum für uns mitgenommen. Damit hat er seine ganz eigene Geschichte. Nur dass sie nicht von verschneiten Wintertagen erzählt, an denen man den Baum an einem romantischen Stand mit Glühwein und Lagerfeuer gekauft hat. Seine Geschichte ist die traurige Geschichte einer verlorenen Adventszeit. Sie erzählt nicht von der sonst so schönen Vorfreude auf die Weihnachtszeit, sondern von Sorgen und Einschränkungen und von der unsichtbaren Bedrohung, die durch das Virus über uns allen liegt.

Ich werde zwar versuchen, die Geschichte meines Baumes zu überdecken. Ich werde ihn schmücken mit bunten Kugeln, Strohsternen und Kerzenlicht. Aber zu seinem Schmuck gehört halt immer auch seine traurige Geschichte. Doch zum Glück gehört zu Weihnachten auch noch eine andere Geschichte. Sie erzählt davon, dass Jesus Christus der Heiland der Welt geboren wird und dass Gott in ihm Mensch geworden ist, um uns nahe zu sein und uns seinen Frieden und Hoffnung zu schenken.

Dieses Jahr Weihnachten werde ich sicherlich beide Geschichten hören, die traurige, die mein Baum mir erzählt und die, die mir von Maria und Josef und dem Kind in der Krippe erzählt. Zusammen erzählen sie mir dann, was Weihnachten bedeutet: Gott kommt zu uns mitten in unser Leben und in die Zeit, die es umgibt. Sein göttliches Licht der Liebe und der Hoffnung will auch und gerade jetzt für uns scheinen, damit unsere Herzen wahren Frieden und Ruhe haben trotz dieser manchmal so ruhelosen Zeit.

Im Vertrauen darauf wünsche ich allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.