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Am Freitag, 16. Mai 2025, ist Dr. Hansjörg Bräumer im Alter von 84 Jahren gestorben. Von 1977 bis 2004 war er der Vorsteher der Lobetalarbeit in Celle. Bereits von 1966 bis 1969 lebten seine Frau Rosemarie und er in Lobetal. Beruflich hatte Hansjörg Bräumer in dieser Zeit, der Zeit seines Vikariats, die geistliche Verantwortung für einen Wohnbereich mit 90 Plätzen. Die seelsorgerliche Betreuung der Bewohner und die Begleitung Sterbender lag ihm am Herzen, eine Aufgabe, die ihn über Jahrzehnte, bis zu seinem eigenen Tod begleitet hat und in vielen Veröffentlichungen, unter anderem in dem Buch „Auf dem letzten Weg“, ihren Ausdruck fand.

Nach diesen ersten drei Jahren in Celle, in der Hansjörg Bräumer auch seine Doktorarbeit schrieb, zogen er und seine Frau, einer Berufung folgend, ins mittelfränkische Neuendettelsau. An der dortigen evangelisch-lutherischen Augustana Hochschule unterrichtete Hansjörg Bräumer die Fächer „Altes Testament“ und „Hebräisch“. Danach leitete er ein Studien- und Einkehrzentrum im schleswig-holsteinischen Breklum. 1977 wurde er zum Vorsteher der Lobetalarbeit berufen. Es sollten weitere 27 Jahre in Lobetal werden. Gerne hob Hansjörg Bräumer die Bedeutung der Lobetaler Präambel hervor, in der die Lobetalarbeit als ein Glaubenswerk pietistischer Prägung beschreiben wird. „Für mich bedeutet Pietismus, dass der Glaube als Antwort auf Jesu Rettung am Kreuz nicht vererbbar ist. Der Glaube des Einzelnen bedarf einer persönlichen Entscheidung zur Nachfolge Jesu. Der Glaubende lebt in einer personalen Korrespondenz zu Jesus als seinem Herrn“, brachte er es auf den Punkt. Bewohnerinnen und Bewohner, die diese Glaubensentscheidung nicht intellektuell nachvollziehen konnten, lud er ein, sich im Gottesdienst mit der ganzen Gemeinde unter den Segen Gottes zu stellen. Tauf- und Segnungsgottesdienste und die Teilnahme am Heiligen Abendmahl, auch für schwer geistig beeinträchtigte Menschen, waren für ihn selbstverständlich.

In der Zeit, in der Dr. Hansjörg Bräumer die Lobetalarbeit leitete, konnte die Raumsituation für viele Bewohner verbessert werden. Einzel- oder Doppelzimmer sind in dieser Zeit zur Regel geworden. All das war möglich, weil Lobetal auf einem soliden finanziellen Fundament stand und Dr. Bräumer die Anliegen Lobetals als eloquenter Verhandlungspartner gegenüber den Kostenträgern vertrat.

Neben seiner Tätigkeit in Lobetal war er viele Jahre Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der psychiatrischen Krankenversorgung Niedersachsen.

In Lobetal hat er sich auch für den Bau sakraler Räume eingesetzt. So wurde die Lobetaler Kirche um einen Anbau mit rund 80 Sitzplätzen erweitert. Es entstanden Kapellen und Andachtsräume in den Zweigeinrichtungen in Stübeckshorn bei Soltau, in Altencelle, im Seniorenzentrum Wilhelm-Buchholz-Stift und eine Aussegnungskappelle in der Haupteinrichtung in Celle. Dr. Bräumer, der wegen der vielen sakralen Räume in Lobetal auch den Spitznamen „der Kapellenbauer“ erhielt, blieb jedoch kritisch: „Räume für Gottesdienste sind überflüssiger Leerraum, wenn sie nicht mit Leben gefüllt werden. Fester Bestandteil im Gebet des sonntäglichen Gottesdienstes war für mich die Bitte um Erweckung. Die Erweckung ist bisher ausgeblieben. Es gab jedoch vieles, was im Verborgenen begann und neue Impulse setzte.“

Dr. Hansjörg Bräumer war mit großer Leidenschaft Theologe. Unter anderem verfasste er zahlreiche wissenschaftliche Bibelkommentare. Dabei „erholte“ er sich. Immer wieder nahm er engagiert zu sozialen und vor allem auch theologischen Fragen öffentlich Stellung. Durch seine nationale und internationale Vortrags- und Predigttätigkeit machte er die Lobetalarbeit weit über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannt.

Die Lobetalarbeit e. V. mit Sitz in Celle ist ein diakonisches Unternehmen. Für Menschen mit Beeinträchtigung gibt es hier Angebote im Wohnen, in der Tagesbildungsstätte, den Werk- und Tagesförderstätten und im ambulant begleiteten Wohnen. Außerdem bietet die Lobetalarbeit Jugendhilfe, Seniorenzentren und Kindertagesstätten sowie Ausbildungsstätten für soziale Berufe an. Insgesamt nutzen etwa 1.800 Menschen die Angebote Lobetals und werden dabei von rund 1.300 Voll- und Teilzeitkräften begleitet und unterstützt.

Markus Weyel

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