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Wir stehen im Zoo vor dem Elefantengehege und bestaunen die riesigen Tiere. Neben uns hat es sich ein Trupp von Senioren an einer Sitzgruppe bequem gemacht. Sie trinken Kaffee und jemand reicht seinen mitgebrachten Kuchen weiter.

Da nähert sich eine Mutter mit ihrem vielleicht fünf Jahre altem Kind dem Gehege. „Na, was siehst du?“, fragt die Mutter ihr Kind, als sie vor den Elefanten stehen. Die Antwort des Kindes kommt wie aus der Pistole geschossen: „Lauter alte Leute!“

Der Dialog hat tatsächlich so stattgefunden. Aber ich kann die Antwort des Kindes verstehen. Dessen Blick war so gefangen von dem Geschehen an der Sitzgruppe, dass es keine Elefanten gesehen hat, sondern halt nur alte Leute, die Kaffee trinken und Kuchen essen.

Vielleicht geht es uns im Leben manchmal wie dem Kind. Wir sehen unsere Freuden und unser Glück. Aber sehen wir den großen Gott, der uns all das geschenkt hat? Oder wir sehen nur unsere Ängste und Sorgen, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen und übersehen dabei den großen Gott, der uns durch all das sicher hindurchtragen will.

Und so kommt es, dass wir fast wie das Kind antworten, wenn uns jemand fragt: „Was siehst du?“ „Ich sehe mein Glück und meine Freude.“ Oder: „Ich sehe nur meine Ängste und Sorgen.“

Deshalb sagt mir die kleine Zoogeschichte: „Lass dich nicht ablenken von den vielen Nebenschauplätzen deines Lebens. Schau auf das Große und Wesentliche, schau auf Gott.“ Und wenn mich jemand fragt, was ich denn in meinem Leben sehe, dann antworte ich hoffentlich: „Ich sehe Gott, der über mich wacht in den glücklichen Momenten meines Lebens aber auch dann, wenn Ängste und Sorgen mich drücken.

H. Wensch, November 2018

 

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