Als ich abends auf meiner Terrasse saß, spielten die Nachbarskinder im Garten Fußball. Zwei Jungs, etwa 10 Jahre alt, spielten mit vollem Einsatz die Bundesliga nach. Dabei waren noch zwei Mädchen. Das eine etwas älter als die Jungs, das andere vielleicht 6 Jahre alt. Während das kleine mit vollem Einsatz das Tor hütete, spielte das größere doch eher zurückhaltend nach dem Motto: „Hauptsache, ich werde nicht schmutzig.“ Mit einem kräftigen Schuss traf einer der Jungs das kleine Mädchen im Tor. Das begann zu weinen. Als man ihm vorwarf, er hätte nicht so hart schießen dürfen und auf das kleine Mädchen mehr Rücksicht nehmen müssen, wies er die Schuld weit von sich: „So ist das halt beim Fußball, da muss man schon richtig schießen.“ Nach einer kurzen Pause ging das Spiel weiter. Diesmal stand das große Mädchen mit dem Ball vor dem Tor der Kleinen.
Man sah ihm an, dass es überlegte, ob es überhaupt schießen solle. Dann folgte ein vorsichtiger, sanfter Schuss. Doch der Ball kam unglücklich auf und sprang der kleinen Torhüterin ins Gesicht, worauf sie wieder zu weinen begann. „Oh, das wollte ich nicht“, rief die Schützin entsetzt und lief auf die kleine Torhüterin, nahm sie tröstend in den Arm und wischte mit der Hand ihre Tränen fort. Für mich war das wie ein Bild für das, was die Offenbarung des Johannes über die himmlische Zukunft erzählt: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen …. (Offb. 21, 4). Gott wird uns also als ein tröstender Gott begegnen, als ein Gott, der unser Leid sieht und der Mitleid mit uns hat. Und ich bin dankbar dafür, dass diese göttliche Zukunft manchmal wie im Falle des Mädchens schon hier und jetzt für uns zur Wahrheit werden kann.
H. Wensch, Juni 2020
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